RaumZeit, 1984, Acryl auf Leinwand, 50*40 cm |
Warum ist der Raum um uns dreidimensional und die Zeit eindimensional und gerichtet? Warum zeigt die Welt gerade diese besondere topologische Struktur und nicht irgendeine andere? Diese Frage, die sich gewöhnlich in physikalischem Zusammenhang stellt, ist allerdings physikalisch nicht zu beantworten, sie ist informationstheoretischer Natur. Die Antwort lautet dann:
Selbstorganisierende Systeme strukturieren Information introspektiv in der allgemeinen Form einer vierdimensionalen und asymmetrischen Topologie.
Eine statische Informationsmenge, etwa der vorliegende Aufsatz in gespeicherter Form, beansprucht eine einzige Dimension. Man kann sich das veranschaulichen, wenn man sich ihn als Bitfolge codiert vorstellt. Indem er gelesen wird, das heißt, indem er in Teile gegliedert wird, welche zueinander in Beziehung stehen, beansprucht er zwei Dimensionen. Der Informationsprozess also ist zweidimensional. Er begründet eine Ebene, die durch Relationen von Informationsteilmengen aufgespannt wird. Die Relationenebene ist die allgemeine Form der Schnittfläche, des Interface. Durch Überlappung ihrer Teilgebiete enthält sie vielfältige Möglichkeiten direkter wie indirekter Verknüpfung, besonders aber die Möglichkeit logischer Schleifen und der Rückbezüglichkeit. Dieser Aspekt aber öffnet das System von Grund auf und schließt globale Orientierung der Schnittfläche aus. Der Zirkelbezug bildet ein subjektives Moment grundlegender Ebenenüberschreitung: Die bis dahin festgefügten Verhältnisse erweisen sich plötzlich als plastisch, die Ebene vor diesem "Spiegel" und die dahinter sind kontingente Teilwelten. Das subjektive Moment bildet so den Ursprung einer doppelt zweidimensionalen und asymmetrischen Perspektive, den Ursprung der schlechthin dynamischen Perspektive der Selbstbeobachtung des Beobachters, der Introspektion. Abstrahiert man die Perspektive vom jeweiligen Subjekt - etwa zum Zweck der Kommunikation - und verallgemeinert sie zu einem Globalraum, so stellt sich dieser als ein asymmetrisches und vierdimensionales Kontinuum dar, algebraisch formuliert als Quaternionenraum, relativistisch als Hermann Weyls "Doppelt quadratische Grundform", klassisch physikalisch als die vertraute RaumZeit.